Pädagoge, Rektor, Dichter, Bibliothekar, * 30.04.1642 Zittau, † 21.10.1708 Zittau
Christian Weise gehörte am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Pädagogen in Deutschland und Mitteleuropa. Erste schulische Kenntnisse erhielt er, ebenso wie seine nachgeborenen Geschwister, durch den Vater, welcher Lehrer am Gymnasium in Zittau war. Der Knabe war von schwächlicher Konstitution, aber von großem Lerneifer. Am Zittauer Gymnasium wurde er durch den Rektor Christian Keimann (1607-1662) gefördert und übertraf seine Mitschüler bald, vor allem durch seine Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen. Auch wurde er von Keimann zum Gebrauch der deutschen Sprache angehalten. Seine Rhetorik soll schon damals virtuos gewesen sein. 1660 ging er zur Leipziger Universität um, auf Wunsch des Vaters, Theologie zu studieren. Ihn drängte es aber zu einer universellen Bildung. So hörte er Vorlesungen über Politik, Geschichte, Poesie, Logik und Metaphysik. Bald hielt er selbst private Vorlesungen, die zahllose Zuhörer anlockten. Weise wurde 1661 Baccalaureus und 1663 Magister. In Leipzig entstanden seine ersten Gedichte sowie Entwürfe für später publizierte Romane. 1670 wurde er Professor für Politik, Rhetorik und Poesie am „Gymnasium illustre Augusteum“ in Weißenfels, einer „Ritterakademie“ zur Ausbildung adliger Söhne. In achtjähriger Tätigkeit dort erwarb sich Weise bald einen guten Ruf als Lehrer und Schriftsteller. In Weißenfels heiratete er 1671 Regina Arnold, eine Pfarrerstochter aus Burgwerben. Sie schenke ihm drei Söhne, die ersten beiden starben ganz jung, der dritte kostete die Mutter das Leben. |
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Diese persönlichen Schicksalsschläge erleichterten Weise 1678 sicher den Entschluss an das Gymnasium seiner Heimatstadt Zittau zu wechseln und die dortige Rektorenstelle zu übernehmen. Damit hatte er seine Lebensaufgabe gefunden. Dreißig Jahre lang leitete er das Zittauer Gymnasium, führte es zu seiner Blütezeit und einer Bedeutung weit über die Oberlausitz und Sachsen hinaus. Darüber hinaus entwickelte er in Zittau eine rege schriftstellerische Tätigkeit und leitete die 1564 erstmals schriftlich erwähnte Ratsbibliothek. 1679 heiratete Weise erneut. Anna Regina Weise war Tochter einer der bedeutendsten Zittauer Familien. Weise schrieb für die Arbeit am Gymnasium nicht nur Lehrbücher sowie eine Schulordnung, sondern er entwickelte auch seine eigenen Lehrprinzipien. Diese waren Lebensnähe, Individualität und Humanität. Er wollte nur Wissen vermitteln, was dem praktischen Leben diente, die Begabungen der Schüler forderte und lehnte jede Art von Gewaltausübung an der Schule ab. Die Arbeit am Gymnasium der damaligen Zeit war geprägt von zahlreichen traditionellen und immer wiederkehrenden Festen zu denen Rede-Akte und Aufführungen stattfanden. Dazu schrieb Weise Einladungsschriften und Aufführungstexte. Vor allem aber waren es die Schultheateraufführungen, dass sogenannte Zittauische Theatrum, welche das Schuljahr prägten. Weise schrieb dafür rund 50 Theaterstücke, welche von den Schülern aufgeführt wurden. Es gab jeweils drei Aufführungen hintereinander, ein biblisches Drama, ein historisches Stück und ein Lustspiel. Alle Schüler waren einbezogen. Manche Texte wurden damals schon gedruckt, viele sind als Manuskript erhalten. Zu den Aufführungen erschienen gedruckte Einladungsprogramme. Diese enthalten Inhaltsangaben der Stücke sowie Rollen- und Besetzungslisten. |
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Weise schrieb nebenher auch hunderte von Klein- und Gelegenheitsschriften, zu Taufen, Hochzeiten, Todesfällen, Amtsübernahmen u. ä. Weise führte eine umfangreiche Korrespondenz mit anderen Gelehrten in ganz Deutschland und darüber hinaus. Großes leistete Weise ebenso für die Zittauer Ratsbibliothek, die er planmäßig ausbauen und erweitern ließ. Agenten erwarben Bücher in allen europäischen Geisteszentren für die Ratsbibliothek. Stiftungen von reichen Zittauer Rats- und Handelsherren bereicherten diese weiter. So erlebte die Zittauer Ratsbibliothek unter Weises Leitung ihre Blütezeit und erreichte eine weit über Deutschland hinausreichende Bedeutung. Als Weise das Schwinden seiner Kräfte bemerkte, regelte er seine Nachfolge und setzte sich zur Ruhe, verstarb jedoch kurz darauf. Mit höchsten Ehren wurde er in der Zittauer Hauptkirche St. Johannis bestattet. Der schriftliche Nachlass Weises wird im Wissenschaftlichen und Heimatgeschichtlichen Altbestand der Christian-Weise-Bibliothek Zittau bewahrt. |
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